"HOFFENTLICH SCHWIMME ICH NICHT AN HELGOLAND VORBEI!“

Von: VHS


10.05.2022

v. l.: Markus Krick (VHS-Leiter), André Wiersig, Sascha Wiczynski (Organisationsleiter Salzkotten Marathon), Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, Salzkottens Bürgermeister Ulrich Berger

Unter dem Titel „Letzte Meter. Geschichten vom Ankommen“ sorgten Extremschwimmer André Wiersig und Sportpädagoge Professor. Dr. Detlef Kuhlmann am Mi, 04.05., mit einer Mischung aus Vortrag und Lesung für kurzweilige 120 Minuten. Auf Einladung unserer VHS vor Ort, des Orgateams für den Salzkotten Marathon sowie der Stadtbibliothek Salzkotten wurden beide Akteure mit viel Applaus von den knapp 60 anwesenden Teilnehmenden, darunter auch Bürgermeister, VHS-Verbandsvorsteher und Marathon-Schirmherr Ulrich Berger, empfangen. Nach kurzer Begrüßung durch Inge Adrian von der gastgebenden Stadtbibliothek sowie Markus Krick, Leiter unserer VHS, und Sascha Wiczynski, Organisationsleiter des Salzkotten Marathon, ging es umgehend los.

Mit einem kurzen bildgewaltigen Einspieler gestaltete André Wiersig als erster der beiden Hauptakteure den Auftakt der Veranstaltung und gewann die Anwesenden sofort für sich und seinen Erlebnisvortrag. Er berichtete von den „Oceans Seven“, seiner beeindruckenden Herausforderung der schwimmenden Durchquerung von insgesamt sieben Meerengen auf jedem Kontinent der Erde - lediglich bekleidet mit Badehose, Badekappe und Schwimmbrille. Etwas, das bislang lediglich 21 Menschen, darunter sieben Frauen, geschafft haben. Wiersig schilderte die mentale Herausforderung, von Meeresströmungen immer wieder vom Ziel weggetrieben zu werden und diesem, im Gegensatz zum Laufsport, nicht kontinuierlich näher zu kommen. Ferner begründete er die Tatsache, dass im Verhältnis deutlich weniger Frauen beim Versuch der Durchquerung des Ärmel-Kanals scheitern, als Männer, augenzwinkernd mit der These: „Frauen können Situationen einfach deutlich realistischer einschätzen als Männer.“ Letztere würden sich auch entgegen anderslautender Expertenmeinungen einfach viel zu oft ins Wasser begeben, ohne eine reelle Chance auf eine Zielankunft zu haben. Dementsprechend öfter müssen die Männer dann eben auch völlig entkräftet von Begleitbooten aus dem Meer gezogen werden.

Sportpädagoge Prof. Dr. Kuhlmann las im sorgfältig abgestimmten Wechselspiel immer wieder Auszüge aus seiner Anthologie „Auf den letzten Metern. Momente des Zieleinlaufs“. Die von ihm ausgewählten Textpassagen harmonierten hervorragend mit den Beiträgen von André Wiersig und basierten auf Erfahrungsberichten von Läuferinnen und Läufern verschiedenster Volksläufe in ganz Deutschland, darunter der Berlin-Marathon, der Mauerweglauf Berlin oder auch der ostwestfälische Hermannslauf.

Kuhlmann las Texte u. a. von Isabell Bogdan, Volker Schlöndorf, Hajo Schumacher oder Bernd Hübner. Die bewegende, interessante und nicht selten humorvolle Schilderung von Anekdoten, anschaulich geschilderten körperlichen Herausforderungen und Kämpfen sowie emotionalen Hochs und Tiefs bildeten einen abwechslungsreichen und stets passenden Gegenpart zu André Wiersigs beeindruckenden und nicht selten spektakulären Erlebnisberichten. Dementsprechend handelten Kuhlmanns Erzählungen auch nicht von eisigen Wassertemperaturen oder meterhohen Wellen sondern vielmehr von erfrischenden Apfelstückchen, aus Mund und Nase triefendem Cola-Schaum oder dem Versuch, sich im Ziel, gepeinigt von Krämpfen in einer Plastikfolie einzurollen.

André Wiersig eskalierte die Hörerfahrung des Publikums regelmäßig mit Schilderungen von Hai-Begegnungen, dem Schwimmen in absoluter Finsternis oder der schieren Angst, sprichwörtlich getrieben von den unkalkulierbaren Strömungen der Nordsee nach 50 Kilometern an der Zielinsel Helgoland einfach vorbei zu schwimmen. Unglaubliche elf Kilogramm Gewichtszunahme durch Salzwasser-Einlagerungen hielten den Marketing-Profi aus Paderborn ebenso wenig davon ab, seine unglaublichen Distanzen erfolgreich zu absolvieren, wie wund gescheuerte Hautpartien oder Blessuren, die er durch Begegnungen mit viel zu viel im Meer herumtreibenden Müll davontrug.

Letztere Kollisionen mit Plastikfolien oder Europaletten bestätigen André Wiersig immer wieder und viel zu häufig in seiner mit viel Leidenschaft ausgefüllten Rolle als UN-Meeresbotschafter. Denn bei allem Ehrgeiz, das Ziel bei seinen Extremeinsätzen zu erreichen, steht vor allem der Erhalt der Meere und seiner Bewohner für ihn im Mittelpunkt seines Interesses und seines Engagements.

Natürlich durften nach dem wohlverdienten Schluss-Applaus die Möglichkeit, sich Bücher von André Wiersig und Prof. Dr. Detlef Kuhlmann signieren zu lassen ebenso wenig fehlen, wie die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. Die VHS dankt André Wiersig und Detlef Kuhlmann für den großartigen Beitrag sowie allen Partnern für die gute Zusammenarbeit. Vielen Dank an alle Teilnehmenden für den großen Zuspruch und die vielen positiven Rückmeldungen!


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